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Beitrag vom 17.10.2008
Jenny Evans - Lunar Tunes
Silvy Pommerenke
Die in München lebende Engländerin hat ein komplettes Jazzalbum dem Mond gewidmet. Dabei ist ein durchdachtes Konzeptalbum entstanden, das mit dem Countdown...
...der Mondrakete Apollo 11 eingeleitet wird, an den sich zwölf wunderschöne melancholische Mondsongs anschließen, während das Album mit einem quasi hidden track endet, der in bester Freejazz Manier eingespielt wurde.
Für das Album "Lunar Tunes" hat sich die Sängerin ein Dutzend Klassiker ausgesucht, die von Erik Satie und Anton Dvorak über Glenn Miller und Burton Lane bis hin zu der Popgröße Sting reichen. Eine außergewöhnliche Auswahl, die von dem Himmelskörper zusammengehalten werden, über den mindestens so häufig wie über die Liebe geschrieben wird, und der "zugleich Symbol des Wechselhaften wie des Beständigen" ist. Jenny Evans hat für einige Songs das Streichquartett Ensemble Laurier als jazzige Ergänzung für ihre musikalische Darbietung ausgewählt, wodurch sie wesentlich großformatiger klingen und den Touch von Cole Porter und Co erhalten. Außerdem ist der brasilianische Flötist und Saxophonist Marcio Tubino mit von der Partie, der den Songs einen weiteren unverwechselbaren Touch gibt.
Geboren wurde Jenny Evans in einem Vorort von London und wuchs in der Grafschaft Kent auf. Bereits als Teenager wollte sie darstellende oder bildende Künstlerin werden, machte sich aber erst einmal auf den Weg zu einer `soliden` Ausbildung. Dafür wählte sie sich München für ein geisteswissenschaftliches Studium aus und fast nebenbei entwickelte sie sich Anfang der achtziger Jahre zur lokalen Jazzgröße. Daneben tritt sie im Theater und im Fernsehen auf, schreibt Songtexte, arbeitet als Synchron-Sprecherin, ist Mitglied der Autorengruppe "Munich Writers" und schreibt zur Zeit einen sozio-politischen Thriller. "Luna Tunes" ist ihr achtes Album, und spätestens seit den 2000er Jahren ist sie nicht mehr nur Geheimtipp, sondern wird von der Kritik frenetisch gefeiert, was ihr denn auch Preis der deutschen Schallplattenkritik einbrachte.
Anspieltipps: "Moon River" wird lediglich vom Streichquartett begleitet und erhält dadurch eine besondere Dramatik. Der Song "Sister Moon" des von ihr hochverehrten Musikers Sting erhält durch ihre zurückhaltende Phrasierung einen ganz neuen und aparten Touch. Das gleiche gilt für "Moonlight Serenade" von Glenn Miller und für "Old Devil Moon" von Burton Lane, das durch die Streicher und das Saxophon einen sehr fröhlichen Charakter erhält. Mit das ungewöhnlichste Stück des Albums dürfte "Hymn To Selene" sein, für das Jenny Evans sich Erik Saties "3rd Gnossienne" bediente und mit einem Homerischen Gedicht unterlegte – sehr niveauvoll!
Weiterhören: Patricia Barber und Stacey Kent
Jenny Evans im Netz: www.jenny-evans.de und auf MySpace
AVIVA-Tipp: Jenny Evans hat eine intelligente Auswahl an Songs getätigt, die sich allesamt mit dem Mond beschäftigen. Durch das Streichquartett und die klassischen Jazzinstrumente erhalten die Lieder aus nahezu vierhundert Jahren Musiktradition ein modernes und dennoch klassisches Gewand, das durch die sanfte und trotzdem prägnante Stimme der Wahlmünchnerin zu einer einzigartigen Mondscheinsonate wird.
Jenny Evans
Lunar Tunes
Label: Enja Records, Oktober 2008